Schlagworte: nackt, weinend, Bett
Entstanden: 1654
Musée National du Louvre, Paris
Leinwand, 142 X 142 cm
5 Stimmen:
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Hans Dunkelberg 10.07.2007, 10:35 Uhr
Nicht schlecht, wie sich der Stolz und die Freude über die eigene Schönheit im Gesicht des Modells ausdrückt. Bei aller Brutalität ist es Rembrandt aber einmal mehr gelungen, das Primitive dieser seelischen Regung in seiner ganzen innerlichen Berechtigung aufzuzeigen.
Raimund Philipp 23.10.2018, 11:23 Uhr
Des Abends ging König David auf dem Dach seines Palastes spazieren. Sein Blick galt weniger dem Sternenhimmel, als vielmehr einer wunderschönen Frau, die nicht weit von ihm entfernt ein erquickendes Bad zur Nachtruhe nahm.
Der Anblick der schönen Fremden löste in David gewaltiges Rumoren aus. Ehebruch hin oder her, dieses Weib musste er haben. So nahm die Geschichte ihren Lauf.
Sie endet mit dem Tod des Urija, dem Gatten der Bathseba, aber auch mit der Geburt des weisen Königs Salomon, der aus dieser Beziehung hervorging.
Rembrandt wählt als Bildmotiv eine Stelle in Samuel 2 /11. David ließ Bathseba zu sich holen, nachdem diese ihre monatliche Reinigung beendet hatte.
In diese Stelle greift das Bild. Bathseba, die sich auf die ehebrecherische Nacht mit dem König vorbereitet.
Die kauernde Dienerin wird in der biblischen Geschichte nicht erwähnt und ist von Rembrandt hinzugefügt.
Bathseba wird in einem großen Akt gezeigt. Eine Fußmaniküre kann dies nicht rechtfertigen. Warum also dieser große Akt?
Man könnte sagen der nackte Frauenkörper hatte dem Regenten den Verstand geraubt und Rembrandt möchte den Betrachter dies nachfühlen lassen.
Oder es bezieht sich auf Bathseba. Nacktheit und Unschuld sind seit dem Sündenfall nicht miteinander vereinbar. Wenn Bathseba bei dieser Gelegenheit ihren Körper zur Schau stellt, dann wird sie mitschuldig.
Manche sagen Rembrandt hätte damit seine Kundschaft mit einer erotischen Darstellung bedienen wollen.
Und warum wählt Rembrandt als Modell für die Bathseba ausgerechnet Hendrickje Stoffels, seine Geliebte? Bathseba ist doch eine Historie und kein Porträt. Die ehrenwerte Gesellschaft hatte eh schon ein Auge auf das Verhältnis der Beiden zueinander geworfen.
Die Geburt der gemeinsamen Tochter Cornelia 1654, also im Jahr der Entstehung dieses Bildes, war Anlass für eine Vorladung vor den Rat der Reformierten Kirche. Hendrickje Stoffels wurde der Hurerei beschuldigt. Warum also den Teufel noch nähren und Hendrickje nackt darstellen?
Auch in der Kulissenwahl hatte Rembrandt keine Scheu. Dieses angedeutete Himmelbett muss wohl das eigene Ehebett gewesen sein. In Joseph und Potiphar sehen wir dieselbe Konstellation, ein Himmelbett und rechts davon ein roter Sessel auf dem die Frau des Potiphar mit überschlagenen Beinen sitzt.
Bathseba hält einen Brief in der rechten Hand. Der König lädt zum Ehebruch. Mit diesem Brief gelingt es Rembrandt den Protagonisten David einzubinden, ein genialer Schachzug, die Szene bleibt eine intime Frauensache und doch ist der Machtkörper des Königs, heute würde man sagen, im Gemälde an zentraler Stelle verlinkt.
Wie man auch immer dieses Werk interpretieren mag, und es wurde schon oft interpretiert, es bleiben Irritationen.
Konnte Rembrandt einen nackten Körper nicht schöner, attraktiver malen? Bathseba sitzt irgendwie verdreht auf ihrem Sessel. Der ganze Körper hat etwas unnatürliches an sich. Der Anblick dieser Nackten hätte David sicherlich nicht umgehauen.
Die überschlagenen Beine sind unsauber gemalt. Als ob sie zurück gezogen werden wollen.
Da sind Schatten wo sie nicht hingehören.
Das Gegenteil von einem schönen weiblichen Fuß, wenn Rembrandt sexuelle Attraktivität hätte darstellen wollen.
Und erst die Dienerin. Schaut man auf die Hände der Alten weiß man nicht was sie macht. Feilt sie mit der Nagelfeile die Zehennägel, oder poliert sie dieselben gerade mit einem Tuch, man kann es nicht erkennen.
Und in welchem Dunkel liegt die linke Hand der Alten. Woher kommt das unnatürliche Licht unterhalb der Feile? Alles schlecht gemalt?
Die Kunstgeschichte neigt dazu, Brechungen in einem Werk der Inkompetenz des Malers zuzuschreiben. War Rembrandt an diesen Stellen ein inkompetenter Maler?
Oder sind diese Fehler vom Meister bewusst gesetzt? Etwa als Stolperfalle für das Auge? Soll sich dem misstrauischen Betrachter an diesen hakenden Stellen eine zweite, geheime Ebene des Bildes öffnen?
Die Kunsthistorik liefert keine Auskunft. Sie vermeidet es Rembrandt Inkompetenz zu unterstellen und übersieht geflissentlich die gebrochenen Stellen im Werk.
Möchte man nähere Auskunft über diese Bathseba sollte man sich an einen Meister der Neuzeit wenden, an Picasso.
In zwei großen Werken interpretierte Picasso dieses Gemälde. Erst in zweiten Anlauf konnte er eine zufriedenstellende Antwort finden. Hier der Link zu diesem Gemälde, das in etwa gleichgroß ist wie Rembrandt´s Gemälde.
Link: https://stuerenburg.com/blog/joe/picasso-rembrandt-bathsheba.jpg
Picasso entfernt David komplett.Was bleibt ist eine intime Szene zwischen zwei Frauen.
Die Dienerin wandelt sich zu einem Höllenwesen. Aus der Fußpflege wird Folter. Der Körper der Bathseba Körper ist in sich verdreht.
Bei Picasso ist der Fuß der Bathseba in einen Block eingespannt, ein drehender Wisch verursacht Kitzel, wie die berühmte mittelalterliche Foltermethode mit Salz und leckenden Tierzungen an den Fußsohlen.
Ist das eine korrekte Interpretation von Rembrandt? Hat Picasso eine zweite, geheime Bildebene in Bathseba entdeckt und diese zweite Ebene in seinem Werk dem Auge des Betrachters preisgegeben?
Dann sind auch die Brechungen in Rembrandt´s Werk tatsächlich nur die Übergänge von einer äußeren Historie zu einem inneren, geheimen Doppelporträt.
Aber wer waren dann die Porträtierten?
Kein Zweifel gibt es über Bathseba. Wie oben schon angesprochen ist Hendrickje Stoffels dargestellt, die Geliebte von Rembrandt.
Wer aber ist die zweite Frau, die alte Dienerin?
Wir sehen diese Alte erstmals im Jahre 1643 in einem Porträt von Rembrandt. Und durch die Jahre hindurch erscheint immer wieder dieselbe Frau in seinen Gemälden.
Somit liegt die Vermutung nahe, das diese Person sich über Jahrzehnte hinweg im Umfeld von Rembrandt aufgehalten hat. Und damit wäre auch ein naher Kontakt nicht nur zu Rembrandt sondern auch zu Hendrickje Stoffels gegeben.
Hendrickje hatte bei Rembrandt als Dienstmädchen angefangen. Das sich das kleine, ungebildete Mädchen vom Lande, die Hendrickje, zu einer wunderschönen Frau an der Seite Rembrandts entwickeln würde, das hatte niemand erwartet. Als ob sie vom Licht des Meister in vollen Zügen getrunken hätte.
Und nun die alte Magd. Sie war alt in ihrer Seele, alt in ihren Ansichten. In ihr war keine seelische Türe die sich hätte öffnen können für die Liebe des Meisters. Und diese verharren im Dunkeln der eigenen Seele muss die Alte gespürt haben.
Und da kann Neid aufkommen. Neid gegenüber Hendrickje. Und kein gewöhnlicher Neid sondern ein seelentiefer Hass auf alles was Licht in sich hat, wie schon Kain seinen Bruder ermordete, weil er die Segnung Abels nicht ertragen konnte.
Und nun sind böse, seelische Mechanismen in der Alten gegenüber Hendrickje wach geworden. Bösartige innere Vorgänge. Sie versuchte Hendrickje am Boden zu halten. Hendrickje sollte nicht der Liebe des Meisters teilhaftig werden. Die Alte wollte im Dunkel nicht alleine sein.
Rembrandt muss den verborgenen Hass der Alten gesehen haben. Und dann ergab das eine das andere. Eine Historie wurde gemalt, und in dieser Historie verborgen wurde ein zweites Gemälde. Und da finden wir diese Rembrandt wohlbekannte alte Frau, seine bibeltreue und fleißig agierende Magd in der Rolle des Wolfes im Schafspelz. Nach außen hin sich liebend gebend, nach innen hin voll grausamer seelischer Aggressivität gegenüber Hendrickje.
Picasso konnte Rembrandt´s geheime Bildsprache verstehen. Er hat das schützende Tuch des Historiengemäldes weggerissen und den eigentlichen Inhalt der Bathseba in wirklicher Entblößung, in wirklicher seelischer Nacktheit bloßgestellt.
Picasso zeigt eine leidende Hendrickje, ihre Augen sind groß, ohne Hoffnung ergeben in ihr Schicksal. Was die Alte ihr antut muss so schlimm sein das keine Worte gefunden werden können, man schaue nur auf den geschlossen Mund den Picasso ihr verleiht.
Die rechte Hand von Bathseba scheint auf etwas hinzuweisen was die Alte ihrem Körper antut.
Der schmale Körperstrang hin zum Lebenszentrum, den Picasso hier bei Bathseba zeichnet, kann die sexuelle Energie nicht transportieren. Ihre Körperzentren sind vom bösen Einfluss der Alten blockiert.
Die Dienerin selbst erscheint bei Picasso nur als unbedeutende Fratze in einem giebelhohen Haus. Genau so unbedeutend und unscheinbar wie sie auch im gielbelhohen Hause Rembrandts agierte, genau so unbedeutend wie die komplette Kunsthistorik diese Alte übersehen hat.
Zwei Meister Ihrer Zeit, Picasso und Rembrandt, getrennt durch Jahrhunderte, aber im kreativen Dialog miteinander ganz nahe, als ob einer dem anderen geheime Wahrheiten zuflüstern würde. Was für ein spannender Dialog!
hilde 10.02.2021, 16:17 Uhr
find ich gut
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